Schulinterne Lehrerfortbildung zum Thema Digitalisierung
Die diesjährige schulinterne Lehrerfortbildung fand kurz vor den Weihnachtsferien zum Thema 'Digitale Medien im inklusiven Unterricht - zwischen Hilfsmittel und Überforderung‘ statt. Ganztägig beschäftigten sich die Lehrerinnen und Lehrer damit, wie man digitale Medien und Methoden sinnvoll in den Schulunterricht einbauen kann. Inklusiver Unterricht bedeutet zudem, dass pädagogische Fachkräfte mit teilweise sehr individuellen Lernvoraussetzungen umgehen müssen. Welchen Beitrag können digitale Medien dabei leisten?
Dazu wurde der Förderpädagoge Thomas Beckermann, Medienpädagogischer Berater des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung n und Jan Steuernagel, Berater für Lernen mit digitalen Medien der niedersächsischen Medienberatung eingeladen. Sie stellten Apps, Geräte, Methoden und Plattformen vor und diskutierten mit dem Kollegium Praxisbeispiele, Szenarien, Chancen und Konzepte zum Einsatz von digitalen Medien im inklusiven Unterricht.
25 Ipads wurden der Sehusaschule vom Landkreis Goslar zur Verfügung gestellt. Entsprechend hoch ist das Interesse der Lehrerschaft an didaktischen Methoden und Tools, um den Herausforderungen des individualisierten Lernens gerecht zu werden. Tablets können eine Möglichkeit sein, individuelles Lernen zu fördern: Sie sind leicht und intuitiv zu bedienen –die Motivation und Lernbereitschaft steigt.
Apps, die das individualisierte Lernen in inklusiven Settings unterstützen können wurden von Thomas Beckermann, aber auch von Kolleginnen, die bereits eine Fortbildung zum Thema im Kreismedienzentrum Celle besucht hatten, vorgestellt. Unter anderem wurde folgendes Material gesichtet und aktiv erprobt.
learningapps.org:
LearningApps ist eine Plattform zur Unterstützung von Lern- und Lehrprozessen mit kleinen interaktiven, multimedialen Lernbausteinen (z. B. Multiple Choice, Zuordnungsübungen, Lückentexttest).Die Lernbausteine können direkt in Lerninhalte eingebunden, aber auch von den Nutzenden selbst online erstellt oder verändert werden. Jede Anwendung wird über einen QR-Code verfügbar gestellt Das erstellte Lern-Material kann über die Plattform geteilt oder recherchiert werden.
www.playosmo.com:
Das Konzept des Osmo-Systems setzt auf die Verbindung von Digitalem mit Haptischem: Es wird mit „echten“ (Bild-) Karten, Puzzle-Teilen und Stiften gearbeitet, der Bildschirm gibt Feedback und weitere, motivationsfördernde Elemente, wie Bildhintergründe, Animationen, Spiele, Geschichten etc. hinzu. Bei Osmo Tangram werden beispielsweise mit echten Holzstücken auf dem Bildschirm erscheinende Puzzle nachgelegt. Hat man das Puzzle richtig gelegt, gibt es eine visuelle und akustische Belohnung. Bei Osmo Coding können Kinder Grundlagen des Programmierens lernen, indem sie einzelne Programmierbefehle wie Puzzle-Teile logisch so aneinanderlegen, dass auf dem Bildschirm ein Spielcharakter durch ein Computerspiel geführt wird. Die Osmo-Lernspiele lassen sich gut in Einzelsituationen nutzen, es gibt ein großes Angebot für spezielle Lernsituationen.
Erklärvideos
Als intensive Konsumenten von Videos sind Schüler/innen mit diesen vertraut. Was ihnen allerdings oft nicht bewusst ist: Die technischen Möglichkeiten, solche Videos zu erstellen, haben sie selbst auch zur Hand. Damit werden eigene Videos zu einer individuellen Ausdrucksform, zu einer Möglichkeit, eigene Potentiale zu realisieren und eigenes Wissen mit anderen zu teilen. Das ist ein grundlegender Gedanke von kompetenter und reflektierter Mediennutzung. Wenn selbst schon mal Videos erstellt wurden, können andere Videos besser eingeschätzt werden.
Darüber hinaus erarbeitet man sich beim Erstellen von Videos zahlreiche Kompetenzen, deren Bedeutung weit über den Fachunterricht hinaus gehen.
- Sich fachlich tief in ein Teilthema einarbeiten, dieses durchdringen, verstehen und unklare Aspekte benennen können.
- Klare, strukturierende und erkenntnisleitende Fragen zum Thema formulieren.
- Ein komplexes Thema im Hinblick auf das Lernen vereinfachen und dabei die Richtigkeit der gemachten Aussagen reflektieren (Komplexitätsreduktion).
- Materialien entsprechend der urheberrechtlichen Anforderungen finden und verwenden.
- Technische Möglichkeiten zur Erstellung von Videos beherrschen.
bookcreator.com:
Book Creator ist eine E-Book-App, mit der einfach multimediale E-Books selbst erstellt werden können. Dadurch, dass Inhalte sehr einfach in Text, Bild, Sprache und Video integriert und wiedergegeben werden können, eignet es sich sehr gut für inklusive Settings. Ein mögliches didaktisches Szenario wäre: Ein angelegtes E-Book muss mit Informationen aus einem Film gefüllt werden. Der Film kann an beliebiger Stelle gestoppt und wiederholt werden. Dabei sind unterschiedliche Differenzierungsstufen denkbar, z. B. indem Schülerinnen und Schüler selbst steuern können, welche Übungen gemacht werden.
Ein Dank geht besonders an Thomas Beckermann und Jan Steuernagel für einen kurzweilig, methodisch variantenreich und gewinnbringend durchgeführten Fortbildungstag. Aber auch das Organisationsteam hat ein großes Dankeschön verdient. Stephanie Bruhne, Meike Sock und Daniela Wons hatten die Fortbildung geplant und professionell unterstützend durchgeführt!
In den nächsten Wochen und Monaten werden nun die neu erlernten digitalen Methoden im Unterricht – mit Sicherheit zur Freude der Schüler/innen – ausprobiert und auf ihre Praxistauglichkeit getestet.
Text: Meike Sock